Es war Anfang der 1990´er Jahre, als ich Jupp Steinbusch das erst Mal begegnete. Ich weiß nicht mehr wer mir seinerzeit den Kontakt zu ihm hergestellt hatte und ich ihn das erste Mal traf, dem Bewährungshelfer am Landgericht Aachen. Jupp hatte gute Kontakte zur Katholischen Fachhochschule in Aachen und half mir dort nach meiner Entwicklungshelferzeit in Sambia das Studium der Sozialarbeit aufzunehmen.
Währenddessen begann der Balkankrieg. Und Jupp scharte Menschen um sich, die den Opfern der kriegerischen Auseinandersetzungen humanitär helfen wollten. Das Vorhaben verfing bei mir sofort. Und Jupp mit seiner Art war für mich eine so positiv einnehmende Persönlichkeit, dass es logisch war, mit dabei zu sein.
Jupp war ein besonderer Typ. Immer den Schalk im Nacken, lustig und humorvoll. Gleichzeitig ein durchaus nachdenklicher Macher, der anderen viel Raum gab sich mit ihren Ressourcen für die gute Sache zu engagieren. Und so geschah es, dass Geld, Lebensmittel und Medikamente gesammelt und gebrauchte Fahrzeuge angeschafft und zu Krankentransportfahrzeugen umgebaut wurden. Alles zusammen fuhren wir dann von Aachen aus nach Zagreb und übergaben es an dortige Kooperationspartner.
Nach dieser Zeit kreuzten sich unsere Wege leider immer seltener. Auch der Krieg ebbte ab, womit die humanitäre Unterstützung an Dringlichkeit verlor. Jupp Steinbusch hatte unterdessen aber schon eine neue Idee und gründete 1995 den kleinen Kinderzirkus „Pinocchio“. Als Zirkusdirektor und Zauberclown „Juppino“ fuhr er zusammen mit anderen Ehrenamtlichen in die ehemaligen Kriegsgebiete des Balkan und machte zusammen mit den vom Krieg gezeichneten Kindern jede Menge Zirkus. Die Kinder standen im Mittelpunkt und wurden zu Artisten, Akrobaten, Clowns und Zauberern. Das Motto vom Zirkus Pinocchio lautete „Tränen die Du lachst, brauchst Du nicht zu weinen“.
Weitere Länder folgten, wie nach Nordirland im vom Bürgerkrieg gezeichneten Belfast, oder nach St. Petersburg in Russland. Den Kontakt dorthin vermittelten ihm die Soldatenmütter und Aachener Friedenspreisträgerinnen von 2004 (hier klicken).
In einer kleinen filmischen Dokumentation aus dem Jahr 2008 erzählt und zeigt Jupp in einem dortigen Kinderheim, was der kleine Zirkus beabsichtigte und leistete.
Für sein und das seiner Unterstützer_innen Engagement, Kindern in schwierigen Lebenssituationen ein Stück weit Lachen, Unbeschwertheit und Herzlichkeit durch den Kindermitmachzirkus zu schenken, erhielt Jupp Steinbusch 2007 völlig verdient den Aachener Friedenspreis (hier klicken).
In 2007 war ich schon einige Jahre beim Jugendamt der StädteRegion Aachen tätig und hatte Jupps Engagement zu dieser Zeit überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Es war gleichzeitig das Jahr, in dem ich das Konzept des Kindermitmachcircus von Birger Koch vom Circus Soluna kennenlernte und zum ersten Mal für über 150 Kindern in Monschau-Konzen organisierte. Die zunächst nur einmalig geplante Aktion in der Eifel war dann aber auch gleich so einmalig, dass es 2023 zur mittlerweile 16 (!) Wiederholung kommt.
An anderer Stelle auf kids-smile.org beschreibe ich den Zauber des Projektes und warum es für kids smile e. V. zum Leuchtturmprojekt wurde (hier klicken). Aber es ist schon bemerkenswert, dass Jupp Steinbusch schon ein Jahrzehnt vor mir mit dieser Idee erfolgreich auf Europatournee war. Und noch bemerkenswerter ist es, dass ich mich jetzt genau daran erinnerte, als unsere Vereinsziele bereits formuliert waren und sich als fast deckungsgleich lesen.
Offensichtlich hat mich doch vieles mit Jupp Steinbusch verbunden. Und auch wenn wir uns lange nicht mehr begegnet sind, kann ich seineen Weg mit unserem neuen Verein in gewisser Weise weitergehen. Ich empfinde große Hochachtung vor dem, was Jupp alias „Juppino“ geleistet hat und er ist für mich in dieser Hinsicht ein großes Vorbild.
Leider verstarb Jupp Steinbusch bereits im Dezember 2015. Er wäre im letzten November 80 Jahre alt geworden. In der Traueranzeige der Familie stand seinerzeit zu lesen: „Tränen die Du lachst, brauchst Du nicht zu weinen. Sein Motto. Sein Leben. Unser Glück. Das bleibt.“
Auch für mich — und kids smile e. V..
(Ralf Pauli)
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Titelfoto: Michael Klarmann