Geschichten drumherumJupp Steinbusch in seinem Bulli - Foto: Michael Klarmann

Es war Anfang der 1990´er Jahre, als ich Jupp Stein­busch das erst Mal begeg­nete. Ich weiß nicht mehr wer mir sein­erzeit den Kon­takt zu ihm hergestellt hat­te und ich ihn das erste Mal traf, dem Bewährung­shelfer am Landgericht Aachen. Jupp hat­te gute Kon­tak­te zur Katholis­chen Fach­hochschule in Aachen und half mir dort nach mein­er Entwick­lung­shelferzeit in Sam­bia das Studi­um der Sozialar­beit aufzunehmen.

Während­dessen begann der Balkankrieg. Und Jupp scharte Men­schen um sich, die den Opfern der kriegerischen Auseinan­der­set­zun­gen human­itär helfen woll­ten. Das Vorhaben verf­ing bei mir sofort. Und Jupp mit sein­er Art war für mich eine so pos­i­tiv ein­nehmende Per­sön­lichkeit, dass es logisch war, mit dabei zu sein.

Jupp war ein beson­der­er Typ. Immer den Schalk im Nack­en, lustig und humor­voll. Gle­ichzeit­ig ein dur­chaus nach­den­klich­er Mach­er, der anderen viel Raum gab sich mit ihren Ressourcen für die gute Sache zu engagieren. Und so geschah es, dass Geld, Lebens­mit­tel und Medika­mente gesam­melt und gebrauchte Fahrzeuge angeschafft und zu Kranken­trans­port­fahrzeu­gen umge­baut wur­den. Alles zusam­men fuhren wir dann von Aachen aus nach Zagreb und über­gaben es an dor­tige Koop­er­a­tionspart­ner.

Nach dieser Zeit kreuzten sich unsere Wege lei­der immer sel­tener. Auch der Krieg ebbte ab, wom­it die human­itäre Unter­stützung an Dringlichkeit ver­lor. Jupp Stein­busch hat­te unter­dessen aber schon eine neue Idee und grün­dete 1995 den kleinen Kinderzirkus „Pinoc­chio“. Als Zirkus­di­rek­tor und Zauber­clown „Jup­pino“ fuhr er zusam­men mit anderen Ehre­namtlichen in die ehe­ma­li­gen Kriegs­ge­bi­ete des Balkan und machte zusam­men mit den vom Krieg geze­ich­neten Kindern jede Menge Zirkus. Die Kinder standen im Mit­telpunkt und wur­den zu Artis­ten, Akro­bat­en, Clowns und Zauber­ern. Das Mot­to vom Zirkus Pinoc­chio lautete „Trä­nen die Du lachst, brauchst Du nicht zu weinen“.

Weit­ere Län­der fol­gten, wie nach Nordir­land im vom Bürgerkrieg geze­ich­neten Belfast, oder nach St. Peters­burg in Rus­s­land. Den Kon­takt dor­thin ver­mit­tel­ten ihm die Soldatenmütter und Aach­en­er Friedenspreisträgerinnen von 2004 (hier klick­en).

In ein­er kleinen filmis­chen Doku­men­ta­tion aus dem Jahr 2008 erzählt und zeigt Jupp in einem dor­ti­gen Kinder­heim, was der kleine Zirkus beab­sichtigte und leis­tete.

Für sein und das sein­er Unterstützer_innen Engage­ment, Kindern in schwieri­gen Lebenssi­t­u­a­tio­nen ein Stück weit Lachen, Unbeschw­ertheit und Her­zlichkeit durch den Kin­der­mit­machzirkus zu schenken, erhielt Jupp Stein­busch 2007 völ­lig ver­di­ent den Aach­en­er Frieden­spreis (hier klick­en).

In 2007 war ich schon einige Jahre beim Jugen­damt der StädteRe­gion Aachen tätig und hat­te Jup­ps Engage­ment zu dieser Zeit über­haupt nicht mehr auf dem Schirm. Es war gle­ichzeit­ig das Jahr, in dem ich das Konzept des Kin­der­mit­mach­cir­cus von Birg­er Koch vom Cir­cus Sol­u­na ken­nen­lernte und zum ersten Mal für über 150 Kindern in Mon­schau-Konzen organ­isierte. Die zunächst nur ein­ma­lig geplante Aktion in der Eifel war dann aber auch gle­ich so ein­ma­lig, dass es 2023 zur mit­tler­weile 16 (!) Wieder­hol­ung kommt.

An ander­er Stelle auf kids-smile.org beschreibe ich den Zauber des Pro­jek­tes und warum es für kids smile e. V. zum Leucht­turm­pro­jekt wurde (hier klick­en). Aber es ist schon bemerkenswert, dass Jupp Stein­busch schon ein Jahrzehnt vor mir mit dieser Idee erfol­gre­ich auf Europa­tournee war. Und noch bemerkenswert­er ist es, dass ich mich jet­zt genau daran erin­nerte, als unsere Vere­in­sziele bere­its for­muliert waren und sich als fast deck­ungs­gle­ich lesen.

Offen­sichtlich hat mich doch vieles mit Jupp Stein­busch ver­bun­den. Und auch wenn wir uns lange nicht mehr begeg­net sind, kann ich sei­neen Weg mit unserem neuen Vere­in in gewiss­er Weise weit­erge­hen. Ich empfinde große Hochachtung vor dem, was Jupp alias „Jup­pino“ geleis­tet hat und er ist für mich in dieser Hin­sicht ein großes Vor­bild.

Lei­der ver­starb Jupp Stein­busch bere­its im Dezem­ber 2015. Er wäre im let­zten Novem­ber 80 Jahre alt gewor­den. In der Trauer­anzeige der Fam­i­lie stand sein­erzeit zu lesen: „Trä­nen die Du lachst, brauchst Du nicht zu weinen. Sein Mot­to. Sein Leben. Unser Glück. Das bleibt.“

Auch für mich — und kids smile e. V..
(Ralf Pauli)

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Titelfo­to: Michael Klar­mann