Das Zirkus Projekt in Košice war auf dem Weg nach Uschgorod eine wertvolle und lehrreiche Zwischenstation, bot es doch allen die Möglichkeit, wichtige Erfahrungen mit osteuropäischen Kindern, Betreuer_innen, Schulen und örtlichen Strukturen zu machen. Ausführlicher geht der Beitrag „Plus Erasmus+“ auf die Hintergründe ein, warum kids smile mit Circus Soluna zuerst in der Slowakei startete (hier klicken).
Zwei Menschen sind für uns — Circus Soluna und kids smile e. V. — im Vorfeld wie bei der Durchführung vor Ort eine wertvolle Unterstützung: Maria Feilová und Eduard Buras (Feman).
Maria, Lehrerin aus der Region Košice, war im Sommer mit ihrer Familie nach Brühl bei Heidelberg gereist, um dort Teil eines Schulprojektes mit Circus Soluna zu sein (siehe Vorbericht „Maria Feilová unterstützt Circus Soluna in Košice“ – hier klicken). Ihre Erfahrungen im Projekt und Kenntnisse sollten helfen, selbige an Schulen in Košice heranzutragen und für eine Zusammenarbeit zu bewerben.
Eduard, „Mann der ersten Stunde des Gesamtprojektes“, organisierte seinerseits vor Ort alles an strukturellen Notwendigkeiten, von Hotel und Verpflegung für alle, bis hin zu Stadtführungen. Eduard war vor allem auch hinsichtlich des späteren Aufenthaltes in Uschgorod ein unverzichtbarer Partner, ohne den eine Realisation nicht möglich gewesen wäre. Aber dazu später mehr.
Mit Maria und Eduard als Unterstützung konnten nicht nur örtliche Grundschulen für eine Teilnahme gewonnen werden. Es konnten neben 5 ehrenamtlichen, jugendlichen Helfer_innen auch 8 Schüler_innen des Gymnasiums Opatovská teilnehmen, die dort Deutsch lernen und (ursprünglich „nur“) als Übersetzungshilfe im Projekt teilnahmen.
Und so brachen 6 Jugendlichen des Jugendtreffs „Inside“ aus Eynatten/ Belgien und 8 Teamer von Circus Soluna am 12. Oktober 2024 von Deutschland nach Košice in der Slowakei auf. Untergebracht im Hotelová Akadémia Košice, einer Hotelakademie, bei dem sich deren Studierende aktiv an der Durchführung der Dienste übten, um ihre praktischen Fähigkeiten und theoretischen Kenntnisse zu vertiefen. Direkt neben dem Hotel befindet sich eine Turnhalle, in der das Zirkusprojekt stattfinden konnte.
Von der Schule für hörgeschädigte Kinder in Uschgorod, dem nächsten Ziel der Reise, stießen vorab die zwei gehörlosen Jugendlichen Artem und Daniel mit ihrer jungen Lehrerin Kateryna Halas dazu. Sie sollten ebenfalls Teil des Projektes sein, um einen Einblick in das Projekt und seinen Ablauf zu bekommen und mitzuhelfen, später in der Ukraine andere Kinder ihrer Schule anzuleiten.
Trotz der Überzeugung, was Kindermitmachzirkus bei Teilnehmenden bewirkt und all den positiven Erfahrung von unzähligen Zirkusprojekten, die Circus Soluna seit vielen Jahren an vielen Orten im westlichen Europa mit unterschiedlichsten Rahmenbedingungen und Zielgruppen bereits realisiert hat, war zu Beginn der Reise doch unklar, ob es auch hier seine Wirkung entfaltet. Denn den Partnern vor Ort wurde ein völlig neues Projekt vorgestellt, das ihre alltäglichen Routinen durchbrach und es von ihnen erforderte, sich darauf einzulassen.
So blieb also trotz aller möglichen Vorbereitungen und Absprachen zunächst offen, welche Rahmenbedingungen und Strukturen vor Ort bestanden, wie sich die Kommunikation miteinander gestalten und inwieweit allgemein Unterstützung vor Ort notwendig und möglich werden sollte, oder möglicherweise Wiederstände – in welcher Form auch immer — auftreten könnten.
Der ganze Zirkus in Košice startete zunächste einmal wie jeder andere Zirkus: mit dem Aufbau (nicht im Zirkuszelt, sondern in der Turnhalle), mit dem Kennenlernen aller Beteiligten aus 4 Nationen, der Vorstellung des Konzeptes und dem gemeinsamen Üben von verschiedenen Workshops sowie erster organisatorischen Absprachen.
Und am nächsten Tag kamen die Kinder. Die staunten erstmal. Und waren neugierig. Über das was da aufgebaut war, über das was sie ausprobieren konnten, über das was am Ende der Woche denn mit all dem entstehen sollte.
Wie schnell sich im gemeinsamen Tun eine Verbindung zwischen den Helfer_innen untereinander und mit den Kindern entwickelte und mit welchem großem Spaß und Eifer ALLE mitmachten, war eine wirklich große Freude zu erleben!
Schon am zweiten Tag berichteten die Lehre_innen der Grundschulen, wie aufgeregt und voller Vorfreude die Kinder waren, in ihren Workshops üben zu können. Der Busfahrer durfte auf keinen Fall eine Minute zu spät kommen…! Und dass die Eltern und Familien später ihre Show sehen und sie (hoffentlich) tosenden Applaus erhalten würden, leistete ihrem Eifer entsprechend Vorschub – bei gleichzeitig steigenden Aufgeregtheit.
Die Familien sollten — selbstverständlch — ihren Teil der Wertschätzung abliefern und sorgten damit für viel “smile “bei den Kids!
Am Ende der Zirkuswoche in Košice bleibt festzuhalten, dass das Konzept von Circus Soluna über jeden Zweifel erhaben ist! Teilnehmende Kinder, die sich nach nur wenigen Tagen des gemeinsamen Erlebens schon auch emotional von den Betreuer_innen aus den verschiedenen Ländern verabschiedeten, sind ein überzeugender Beleg dafür, wie schnell, intensiv und positiv sie die gemeinsame Zeit erlebt haben.
Die begleitenden Lehrer_innen der Grundschüler_innen waren zu Beginn etwas zurückhaltend. Das für ihr Verständnis eher „freier anmutende Spiel“ statt diszipliniertem Unterricht, schien „spannend“… Am Ende aber überzeugte die konzeptionelle Gestaltung, wie auch der inklusiv pädagogische Ansatz, vor allem im Hinblick auf die Stärkung der Persönlichkeitsentwicklung, welcher als sehr positiv erlebt wurde. Vor allem bei den Kindern, die sie im normalen Alltag als eher zurückhaltend, introvertierter, oder sensibler erleben, oder bei denen die persönliche, soziale Lebenssituation eher prekär ist. Insbesondere bei ihnen wurde das Zirkus Projekt und die Begleitung durch die jungen Menschen aus den unterschiedlichen Nationen als ein sehr positiver Impuls wahrgenommen.
Die Wertschätzung, die den Kindern im Laufe des Projektes an vielen Stellen immer wieder durch Bestätigung und Unterstützung, letztlich auch mit Applaus geschenkt wurde, stärkte sie sichtlich. Das war für die Pädagogen in der sich dargestellten Form eine durchaus wertvolle Erkenntnis. Der pädagogische Mehrwert im Hinblick auf die individuelle Entwicklung jedes einzelnen Kindes sowie das soziale Lernen in Gruppe(n), die sich einfügen in ein gesamtes Konzept mit dem Ziel einer großen Abschlussveranstaltung, wurden als sehr positiv erachtet. Die Potentiale, die der Kindermitmachzirkus in seinen vielen Facetten entfalten lässt, wurde mehr als anerkannt.
Insofern ist der Wunsch der Pädagogen nach Wiederholung und ggf. mittelfristiger Implementierung von Kindermitmachzirkus im Schulalltag Ausdruck für den Erfolg. Es gab am Ende sogar Hinweise darauf, dass auch andere Schulen gerne an dem Projekt teilgenommen hätten.
War es für die Kinder schon ein tolles Erlebnis, erlebten es die jungen Betreuer_innen aus vier Nationen am Ende nicht weniger emotional. Sprachbarrieren wurden mit Leichtigkeit überwunden. Die slowakischen Schülerinnen des Gymnasiums sprachen bereits hervorragend deutsch und konnten sehr gut übersetzen. Mehr noch, auch sie wurden überdies im Team mit den anderen jungen Menschen aus Belgien und Deutschland selber zu mitanpackenden Anleiter_innen.
Auch hier bewies das Zirkus Projekt eine grandiose Möglichkeit, im wahrsten Sinne des Wortes „spielerisch“ Nähe herzustellen, Hemmungen und Zurückhaltungen abzulegen und ein konstruktives und launiges Miteinander zu gestalten. Übrigens auch und im Besonderen mit den beiden gehörlosen Jugendlichen, die völlig selbstverständlich und problemlos in Gruppe integriert waren!
Sinnbildlich für die so schnell entstandene Nähe und Sympathie untereinander ist auch, dass an Nachmittagen und Abenden gemeinsam Kulturprogramm und Freizeit erlebt wurde. Es entstand ein freundschaftliches Miteinander und der Wunsch, unbedingt in Kontakt bleiben zu wollen.
Diese für alle tolle und überaus positive Erfahrung wurde am Ende nur möglich durch die Förderung des Erasmus+ Programms, für dessen aufwendige Beantragung und Abwicklung sich Birger Koch von Circus Soluna verantwortlich zeichnet!
Ausdruck von Wichtigkeit, unbedingt „dabei gewesen zu sein“, spiegelte sich auch darin wieder, dass am Ende alle örtlichen Kooperationspartnern wie Schulen und Einrichtungen mit ihren Bannern und Roll-Ups rund um die Manege während der Aufführung sichtbar waren.
Auch der Besuch und die Ansprache der stellvertretenden Bürgermeisterin der Stadt Košice, Frau Lucia Gurbáľová, verlieh dem ganzen Projekt und seinen Beteiligten viel Respekt, Zustimmung und eine herausragende Wertschätzung.
Das Circus Projekt und sein Konzept sind in Košice nun vorgestellt. Übrigens auch in Zeitungen und dem Fernsehen (hier klicken).
Darüber hinaus hat der Filmemacher Vladimir Seman einen Film zum Košice Projekt erstellt. Es ist zwar in slowakischer Sprache, aber er gibt trotzdem einen tollen Einblick in das Projekt. Vor allem sind sie zu erelebn, die “smilenden kids”! 😉
Dakujem Vladimir!
Wie geht es weiter?
Die Kooperationspartner bleiben in einem engen Austausch. In den nächsten Wochen und Monaten erfolgt eine Evaluation und erste Planungsschritte für eine mögliche Wiederholung in 2025. In welchem Umfang das dann möglich werden kann, muss sich noch zeigen. Aber die Bereitschaft für eine Fortsetzung und Weiterentwicklung von Kindermitmachzirkus in Košice ist bei allen Beteiligten unbedingt vorhanden!
Mit diesen positiven Erfahrungen und nach einem Tag Pause ging es dann am 20. Oktober zum zweiten Höhepunkt der langen Reise: nach Uschgorod in die Ukraine!